Heute habe ich am Strand, in der Hängematte liegend, abwechselnd die ans Ufer klatschenden Wellen und meine bordeauxrot bemalten Fußnägel betrachtet.
Das wunderliche war, mir war nicht langweilig und ich fand es durchaus interessant. Ich hatte auch nicht das Gefühl, etwas anderes oder gar wichtigeres tun zu müssen. Nennt man das Erholung?
Das untypische Wetter hier im Golf von Thailand macht das möglich. Es ist nicht so heiß, der Wind bläst über das Meer und fängt sich in den am Hang aufsteigenden Palmenhainen. Die laue Luft ist angenehm, lädt aber nicht gerade zum Baden ein. Unseren ursprünglich geplanten Schnorchelausflug haben wir auch erstmal verschoben. Der Wellengang ist zu stark, so dass man weder die vorgesehenen Buchten anlaufen, noch schnorcheln kann, ohne von den Wellen auf’s offene Meer hinausgezogen zu werden. Der nächste Ort – Stadt wäre zu viel der Bezeichnung – liegt zwar nur zweieinhalb Kilometer entfernt. Von ihm trennt uns aber eine mehr als hügelige Straße (ca 100% Steigung!), auf der man als Fußgänger nichts zu suchen hat.
So kommt es, dass man sich an dieser nahezu vom Rest der Welt abgeschiedenen Bucht völlig ungeniert dem Nichtstun hingeben kann. Türkisblaues Wasser, Palmen, palmwedelgedeckte Sonnenschirme, ein leckerer Ananas-Shake sind die Zeichen, dass man im meistverkauftesten Postertraum der 80er Jahre gelandet ist.
Doch so einfach wie das Nichtstun klingt, ist es gar nicht. Natürlich frühstückt man erst mal in aller Ruhe mit Blick über das Meer, dann liest man ein Buch. Wenn man dann genug gelesen hat, überlegt man was man sonst noch tun müsste. Es fällt einem nicht wirklich etwas Wichtiges ein, dann in der Tat hat man nichts zu tun. Sogar die Wäsche wird vom freundlichen Laundyservice erledigt.
Ohne dass man es merkt, fängt man an die Wellen, die ans Ufer spülen zu beobachten, dann geht der Blick hoch zu den Wolken im Himmel, wandert über das Blätterdach des Baumes in dem die Hängematte angebracht ist, weiter zu den bordeauxfarbenen Fußnägeln, um nach einiger Zeit wieder bei den Wellen zu landen. Sehr angenehm.
Aber doch irgendwie unheimlich. Weit und breit entdeckt man keine Uhr, die einem anzeigen würde, dass der nächste Termin ansteht. Die wenigen Thais, die durch das tropische Bild gehen – huschen wäre schon zu schnell – scheinen auch keine Eile zu haben und lächeln entspannt vor sich hin. Es fällt schwer zu glauben, dass das wirklich möglich ist und man nicht gleich unsanft aus seinen Träumen gerissen wird und in das nächste Meeting muss.
Das ganze Jahr über hechtet man von Terminen getrieben durch das Leben. Die täglichen privaten wie beruflichen Verpflichtungen lassen einen gar nicht die Zeit, über den Sinn oder Unsinn, dessen was einen treibt nachzudenken. Das Hamsterrad Alltag hält alle in Bewegung. Von Früh bis Spät macht man Dinge von den man glaubt sie machen zu müssen, von denen einem gesagt wurde, dass man sie machen müsse und von denen man teilweise gar nicht mehr weiß warum man sie macht.
Vielleicht ist das der geeignete Moment darüber nachzudenken, was man im Leben wirklich will? Ob man wirklich all das braucht, das zu brauchen einem von der Umwelt vorgegaukelt wird.
In einem Buch habe ich folgenden interessanten Satz gelesen: Der Mensch arbeitet immer noch mehr, um noch mehr Geld zu verdienen, damit er sich noch mehr Dinge leisten kann, die er in Wirklichkeit gar nicht braucht.
Nach unserem Umzug kann ich diesen Satz absolut bestätigen. Was haben wir umgezogen, das einst viel Geld gekostet hat, jetzt nicht mehr gebraucht wird und unnütz in der Garage herum liegt.
Wie schön wäre es, nur in Shorts, T-Shirt und Badeschlappen bekleidet durchs Leben zu gehen.
Es liegt nur an dir , Ballast abzuwerfen. Obwohl die konsumistische Gehirnwaesche schon längst greift….