Wie kommt man von einer alten, gebrauchten Umzugskiste zu einer neuen Bekanntschaft?
Es widerstrebte mir, die leeren Umzugskisten
an die Spedition zurückzugeben. Denn es war klar, dass die sie einfach nur entsorgen würden. Da die meisten noch tadellos waren, habe ich sie auf einer Nachbarschafts Website kostenlos zur Abholung angeboten.
Unter anderem hatte sich Chenny gemeldet, denn ihr Chef hat für seine Akten immer einen großen Bedarf an Umzugskartons. Sie kam am Morgen vor dem Büro und wir haben die Kisten in ihr Auto eingeladen. Die Begegnung war kurz und recht nett. Nicht mehr und nicht weniger. Warum auch.
Zwei Tage später kam dann völlig unerwartet ein Mail von Chenny, in dem sie und ihre Familie uns zu einem Abendessen bei sich zu Hause einluden. Es sollten auch noch ein paar andere Freunde kommen und wir würden eine nette Truppe sein.
Wir sagten natürlich zu und es war ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend. Es ist schon schön, wie offen und interessiert uns die Leute hier immer wieder begegnen. Wir vermuten, dass es davon kommt, dass sehr viele keine gebürtigen Californier sind und selbst irgendwann „Neu“ waren und somit verstehen, wie es einem in der Situation geht.
Chenny ist Taiwan-Chinesin und bereits als Kind mit ihren Eltern in die USA gezogen. Ihr Mann ist Brite und der 23-jährige Sohn Christopher hier im Sillicon Valley geboren. Alle drei sind sehr offen, sympathisch und ziemlich sportlich.
Es stellte sich raus, dass der Freundeskreis aus England, Schottland und Irland stammte und ebenfalls vor vielen Jahren aufgrund der Arbeit im Silicon Valley gelandet waren. Allen hat es dann so gut gefallen, dass sie hier geblieben sind.
Es wurde ein sehr lustiger Abend, mit sehr trockenem britischem Humor und wir sind vor Lachen fast abgebrochen. (Zum Glück haben wir das meiste verstanden, was bei Witzen ja nicht unbedingt davon abhängig ist, wie gut man Englisch spricht.)
Und das alles haben wir ein paar gebrauchten Umzugskartons zu verdanken – kaum zu glauben.