Oder so ähnlich dachten wir uns am Sonntag, nachdem wir uns am Tag davor dem rosten willenlos hingegeben hatten. Man sollte meinen, dass einen die Ausgangssperre ganz heiß auf Bewegung macht.
Aber falsch gedacht, je weniger man macht, umso lahmer wird man. Der Radius am faulen Samstag war beängstigend. Bett > Terrasse > Sofa > Bett. Die diversen Ausflüge an den Kühlschrank und zum Vorratsschrank werte ich mal nicht als sportliche Betätigung. Zumal sich auch die Schrittzahl aufgrund der minimalen Entfernungen, von einem Erstklässler rechnerisch erfasst werden könnte. Von der Kalorienzahl dessen, was wir da rausgeholt haben, ganz zu schweigen.

Daher war es klar am Sonntag schwingen wir uns auf unsere Stahlrösser und fahren eine Runde. Bis es dann mit ausschlafen, gemütlich frühstücken, diskutieren wohin wir fahren würden, tatsächlich soweit war, war es auch schon Mittag. Die Sonne hatte ihren höchsten Stand erreicht, brannte erbarmungslos auf uns nieder, während wir hinter dem Haus den Berg hoch radelten

Ok, ich gebe zu. Anfangs hatte ich ziemlich gemault, weil ich nicht bergauf fahren wollte. Bis mich Toni irgendwann leicht genervt darauf hinwies, dass er in ein teures Bosch-E-Bike investiert habe, um genau diese Diskussionen nicht zuhaben. Und schließlich sei ich ja diejenige, die damit fahre und nicht er.

Wo er Recht hat mein Süßer hat er Recht. Also habe ich mit einer lässigen Bewegung meiner Finger, den Turbo Modus eingeschaltet und mich an seinen Hinterreifen geheftet. Als es dann steiler und Toni langsamer wurde, fand ich es dann etwas mühsam so langsam zu radeln und bin schon mal entspannt vorausgefahren.

Am steilsten Stück, in der Nähe der Cooper-Garrod Farm, habe ich dann einen sportlichen Herren im modisch engen Radler Dress, fröhlich grüßend, überholt. Der Arme wäre beinahe von seinem 8.000 Dollar Rennrad gefallen. Weil er gar so angestrengt und geschockt aussah, habe ich noch mal umgedreht, bin entspannt neben ihm her geradelt und habe ihm gesagt, dass er sich nicht stressen soll, denn ich sei ja mit dem E-Bike unterwegs. Er wirkt nicht sonderlich beruhigt, war auch nicht gesprächig, also habe ich auch ein bisschen mehr in meine Pedale getreten und bin schon mal weiter gefahren.

Weiter oben habe ich dann auf Toni gewartet. Aber wenn ich es mir so recht überlege, hätte eigentlich auch der Mann kommen müssen, da es keine Abzweigungen gab. Mhm. Ich hoffe er hüpft nicht wie ein Derwisch auf seinem tollen, teuren, Rennrad rum und schreit “Fucking Bike, fucking Bike”.


