Allem voran muss ich sagen, dass uns allen nach drei Tagen der Abschied von Camp Lili schwer fiel. Wir hatten uns schnell an die Premiumlage zwischen Mülltonnen und archaischem Toilettenhäuschen gewöhnt. Die Struktur des Campingplatzes gab ohnehin für unseren – für Camp Lili Verhältnisse – großen Bus, keine weitere Stellplatzmöglichkeit her. Zum einen bedingt durch die natürlichen Verhältnisse und dann, weil der Camping auch noch bummvoll war. Am Ende des ersten Tages hatte ich festgestellt, dass die Toilettenhäuschen mehrfach am Tag von einem älteren Ehepaar geputzt wurden, so dass ich mich hier schon etwas entspannen konnte. Das machte die rudimentär gebauten Häuschen zwar nicht einladender, aber es beruhigte zu wissen, dass diese zumindest regelmäßig geputzt wurden.

Wir hatten auch recht nette Nachbarn. Eine Familie mit drei Mädchen aus Wildenwart, das zwischen Frasdorf und Prien liegt, verbrachte hier den Sommerurlaub.

Meist pendelten wir zwischen unserem schattigen Platz und dem in der Sonne liegenden felsigen Einstieg ins Wasser. Nachdem wir die Technik raus hatten, beim Ausstieg aus dem Wasser mit dem Schwung der Wellen die Leiter zu erklimmen, klappte es ganz gut. Das Wasser war hier hellblau und wurde dann mit zunehmender Tiefe immer dunkelblauer. An der Spitze der Felszunge konnte man wunderbar ins tiefe Wasser springen, was ich aber Toni und Lara überließ. Die beiden schnorchelten was das Zeug hielt und bewunderten die vielen Fische, die entlang der Felsen ihr Jagdrevier hatten.

    Unter Wasser fiel die Küste genauso steil ab, wie sie außerhalb vom Wasser aufstieg. Im Grunde genommen ist die Insel Hvar ein steiler Berg, der aus dem Wasser ragt. Anschließend wärmten wir auf den Felsen sitzend noch ein bisschen auf, bevor wir an den Süßwasserduschen vorbei auf unseren Platz zurück gingen. Dort hatten wir den Campingtisch unter eine schattige Pinie gestellt, lasen und liessen uns dabei vom lauwarmen Wind trocknen. Diesen Rhythmus hielten wir mit Ess- und Schlafpausen während der drei Tage wunderbar durch und waren alle drei traurig, als wir Abschied nehmen mussten.

Nachdem Toni uns auf dem Hinweg durch den wilden Tunnel ganz gut durchgebracht und dabei festgestellt hatte, dass nach oben noch etwas Luft war, baute er den Radelträger wieder an die ursprüngliche Stelle zurück. Während er so am werkeln war, gesellte sich Dani, ein deutsch sprechender Kroate zu ihm und fragte erstaunt, wie Toni denn mit dem Bus über die steile Bergstrecke gekommen sei. Als Toni ihm erklärte, dass wir diese gar nicht genommen hatten, sondern mit dem Bus durch den Tunnel gefahren sind, war Dani ziemlich beeindruckt und konnte es gar nicht glauben. Wir erfuhren, dass unser Bus in diesen drei Tagen Campingplatz-Gespräch No. 1 war, denn die Leute fragten sich alle, wie wir es mit dem „großen“ Bus hier her geschafft hatten.

Dani erzählte uns, dass er sich mit seinem hohen VW Camper nicht getraut hatte, durch den Tunnel zu fahren und deswegen die Bergstrecke gewählt hatte. Die hatte es aber in sich, da nur hin und wieder die Kurven asphaltiert waren und die restliche Strecke von lockerem Kies bedeckt war. Auf diesem fuhr oder vielmehr rutschte Dani dann mit seinem Bus runter und starb dabei wahrscheinlich tausend Tode. Ich möchte nicht wissen, wie das bei unserem größeren und schwereren Bus ausgesehen hätte.

Nachdem er sich bei Toni vergewissert hatte, dass wir durchgekommen waren und Toni zur Sicherheit noch sein Auto mit dem Meterstab vermessen hatte, wollten Dani und seine Frau den Rückweg auch durch den Tunnel antreten. Bisher haben wir noch nichts von ihnen gehört, aber wenn die Nerven vom Fahrer gehalten haben, dann müsste es geklappt haben. Letztlich war ihr Bus dreißig Zentimeter niedriger und auch etwas schmaler als unserer. (Anmerkung der Redaktion: Wir freuen uns von Euch zu hören, wenn Ihr wieder in Deutschland seid!

Bei der Rückfahrt, auf der wir den Tunnel wieder problemlos, aber dennoch wieder mit angehaltenem Atem, passiert hatten, fuhren wir den kleineren Fährhafen in Sučuraj am Ende der Insel an. Wir wollten uns noch einen Eindruck verschaffen, wie dieser Teil der Insel aussah. Die erste Hälfte fuhren wir noch auf einer gut ausgebauten, aber dennoch sehr kurvigen Straße im Landesinneren, die ab der Hälfte in ihren ursprünglichen Zustand zurückfiel. Viel zu sehen, abgesehen von Büschen, kleinen Bäumen, hin und wieder einem Feigenbaum, roter Erde und Felsen und vielen schwarz verbrannten Flächen, gab es nicht. Da wir noch eine Feigenklau-Pause eingelegt hatten, versäumten wir die erste Fähre und mussten mit der nächsten eine halbe Stunde später fahren. Aber das war kein großes Thema. Während Toni beim Bus blieb, kümmerten sich Lara und ich um das Fährticket und eine frische Brotzeit. Und bis wir uns versahen, fuhren wir schon wieder über’s Meer dem Festland entgegen.

Vor uns lagen jetzt zweihundertachtzig Kilometer bis nach Zadar, wo wir uns mit Ceci, ihren Eltern und Kindern treffen wollten.

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