Wir können unser Glück gar nicht fassen.
Hatten wir uns bereits darauf eingestellt, hier wohntechnisch diverse Abstriche machen zum müssen.
Toni, der am 1. März seinen Job begonnen hat, ist irgendwie auf den Ort Saratoga aufmerksam geworden. Im Südwesten des Silicon Valley gelegen, schmiegt sich Saratoga an den Gebirgszug, der das Tal vom Pazifik trennt.
Hatte ich schon erwähnt, dass unser Container 6-8 Wochen von Bad Aibling nach Californien unterwegs ist? Nun ja, er muss ja auch den halben Erdball umrunden.
Eingeschifft wurde er in Bremerhafen, dann geht es über den Atlantik, voraussichtlich durch den Panamakanal (oder wenn es eine Billigpassage ist, um das gefürchtete Kap Horn) in den Pazifik nach San Francisco und von dort mit dem LKW zu uns. Zumindest ist das mal der Plan.
Laut internationalem Seerecht dürfen Containerschiffe bei schweren Stürmen auf hoher See bis zu 30% Ihrer Fracht über Bord werfen, um ein Sinken des Schiffes zu vermeiden.
Toni wohnt noch im Temporary Housing, einer Übergangswohnung in einem hotelähnlichem Appartementkomplex.
Eigentlich eine ganz nette Wohnung mit Wohnküche, extra Schlafzimmer, großem Bad und kleinem Balkon mit Blick auf die beiden Pools im Innenhof. Zum Baden ist es leider noch zu kalt, was den beiden Enten die darin schwimmen aber nichts ausmacht.
Das Bett hat eine so weiche Federung und Matratze, dass Toni schon alleine immer eingesunken und morgens kaum rausgekommen ist.
(Nachstehende Zahlen beziehen sich auf die Stunden bis ich diesen Text schreibe)
150 – Spedition belädt mit 6 Leuten Container (25 cbm Lager, 35 cbm Seefracht)
Oh Gott, die vielen vollen Bananenkisten, die ich der Ukrainehilfe gespendet habe, merkt man gar nicht. Schockierend was man so alles durchs Leben schleppt, das meiste vermutlich ohne es wirklich zu brauchen.
100 Stunden
95 – Wohnungsübergabe an Sascha (unser Mieter, in den alle Bäckereiverkäuferinnen verliebt sind)
93 – Wassereinlauf Badewanne funktioniert nicht, Installateur muss noch mal ran. Warum ich das nicht vorher bemerkt habe, na ich dusche. Aber es geht nichts über eine aufmerksame Immobilienmaklerin.
90 – Übernachtung bei Mutti im Kreta Zimmer und super Frühstück am nächsten Morgen
80 – Wie soll ich das jemals schaffen…?
Einige werden sich an unsere Erzählungen vom Januar erinnern, als wir von unserem Info Trip nach Californien zurückgekommen sind. Wir hatten die naive Hoffnung bereits eine Wohnung/Haus zu finden. Falsch gedacht.
Die erste Idee uns in der Nähe von Tonis Arbeit in Sunnyvale etwas zu suchen, haben wir gleich verworfen. Wir haben selten so trostlose und runter gekommene Wohngebiete gesehen wie hier. Arbeitstechnisch ist es ok, zumal die Büros von Tonis Firma sehr neu und modern sind. Es gibt sogar einen separaten Raum,
Das Ende unseres fast drei wöchigen Urlaubes naht. Um uns der Heimat und dem Alltag nicht zu abrupt zu nähern, beschließen wir noch einen Abstecher in die Sächsische Schweiz, ins Elbsandsteingebirge, zu machen.
Bei Pirna steuern wir einen Waldcamping am Natursee an. Von Wald ist nicht viel zu sehen, die Rezeptionistin kennt sich in der Gegend idealerweise nicht aus, aber dafür sind die Plätze großzügig angelegt und die Waschhäuser mit Abstand die schönsten des ganzen Urlaubes. Der eine oder andere mag zu Haus nicht so ein edles Bad haben, wie hier die Waschhäuser sind. Es klingt für Nicht-Camper vielleicht komisch, aber die Qualität der Waschhäuser geht mit der Qualität des Urlaubes einher. Männer mögen das etwas entspannter sehen.
Wir kommen noch bei Tageslicht auf dem Wohnmobil-Stellplatz nahe dem Berliner Flughafen Tegel an. Entgegen unserer Erwartungen sind der Platz und das Waschhäuschen wirklich sehr sauber. Die Stellplätze dagegen sind etwas schmal, was aber bei Stadtstellplätzen eher üblich ist und Lara schläft nur wenig begeistert im Wohnmobil. Normalerweise hat sie mit dem Zelt ihr eigenes kleines Reich und wird von unserem Schnarchen nicht gestört.
Die Rezeption wird von einem Berliner Original gemanagt. Read More →
Normalerweise würde man diesen winzigen Ort links liegen lassen und direkt Berlin ansteuern. Aber eine Freundin von mir hat mir den Tip gegeben, dass wir uns diesen Ort, in dem schon Theodor Fontane gelebt hat, doch ansehen sollen.
Lindow liegt auf einer schmalen Landzunge zwischen dem Gundelacksee und dem Wutzsee. Unser Camping befindet sich daher direkt am Wasser und wir werden vom Rezeptionspersonal mit ostdeutsch-ruppiger Freundlichkeit begrüßt. Wat, Strom wollen se och noch? Ne, Schrippen haben wir hier nich, aber gehnse mal zu Netto. Wie, Bäcker? Die ham alle zujemacht. Aber dort drüben sehnse den Netto…
WLAN? Sie meenen Inderned? Ne, des hamwa och nich. Aber gehnse mal zur Sparkasse im Ort, da könnense det machn.
Wie uns scheint, ist der Osten noch nicht ans Internet angeschlossen und ernährt sich ausschließlich von Netto.
In der Schule haben wir noch drei deutsche Hansestädte, nämlich Hamburg, Lübeck und Bremen gelernt. Stralsund hat man in der Beziehung daher kaum auf dem Radar. Da Stralsund zum Weltkulturerbe gehört, die Altstadt sehr nett sein soll, ich ohnehin ein Faible für Hafenstädte und die dazugehörigen Bootstouren habe, beschließen wir dort einen Zwischenstopp zu machen.