Sieben Tage sind wir jetzt auf dem Campingplatz Vira gewesen. Wir schwammen jeden Tag bereits vor dem Frühstück, nicht ohne den Kaffee schon aufgesetzt zu haben, unsere erste Runde in der kleinen geschützten und sonnigen Bucht. Sabine hätte es auf alle Fälle bis zum Ende unseres Urlaubes dort ausgehalten und war von Tonis Wunsch, sich noch einen anderen Campingplatz auf der Insel anzusehen, nicht sonderlich angetan. Eigentlich hatte sie auf die Unterstützung von Lara gehofft. Aber die war wider Erwarten von der Idee ganz begeistert und blies in das gleiche Horn wie Toni. Man müsse offen bleiben und sich den Abenteuern hingeben, die Veränderungen mit sich brachten.

Aha! – dachte ich mir, unser Einzelkind scheint am Limit dessen angelangt zu sein, was sie an dauernder Gesellschaft erträgt. Vom Tag unserer Ankunft nämlich an, hatte sie gleich Anschluß an eine Kindergruppe gefunden und war mit denen den ganzen Tag am Campingplatz und im Wasser unterwegs. Da sie die Älteste war, war sie so etwas wie der „Star“ der Truppe und bereits morgens um sieben stand der hübsche kleine Frühaufsteher Emilian, neun Jahre, bei uns am Frühstückstisch, blickte uns mit seinen Nutella-Augen an und fragte mit unwiderstehlichem Augenaufschlag nach Lara. Kurz später kamen dann noch die Kieler Mädchen Lea und Anna vom Nachbarsplatz und Annika aus Pforzen, die Laras Leseleidenschaft teilte und immer pünktlich zum Essen bei uns auftauchte. Da es ihr bei uns anscheinend schmeckte (kein Wunder bei unserem Koch Toni) fingen wir schon an, auch für sie mit aufzudecken. Bei netten Kindern macht man das aber auch gerne.

Es war also beschlossene Sache, dass wir weiterziehen würden. Das nächste Ziel war Camp Lili, auf dem zuletzt mein Neffe Lukas war und uns tolle Photos gezeigt hatte. Toni hatte mittels Mail schon erfragt, dass noch freie Plätze verfügbar waren. Da man die gefährliche Route über eine unbefestigte, schmale und steil zum Meer hin abfallende Zufahrt in der Zwischenzeit mittels eines inzwischen fertiggestellte Tunnels umgehen konnte, stand nichts mehr im Wege. Wir bekamen noch heraus, dass der Tunnel 1,4 km lang war und eher niedrig. Toni setzte also noch unseren Radelträger etwas weiter nach unten und es konnte los gehen.

Leider ist die Gemüse- und Obstversorgung auf der Insel ziemlich dürftig und wir füllten unsere Vorräte in der kleinen Hafenstadt Starigrad auf, wo wir auch unsere leere Gasflasche gegen eine Volle umtauschen wollten. Die war uns am Vorabend beim Grillen erwartungsgemäss ausgegangen. Als wir das Thema zu Hause hatte, erklärte mir Toni, dass man die in Kroatien an jedem Eck bekommen würde und ich in jeder Sicht hin – wie immer – überperformat veranlagt war.

An einer Tankstelle kamen wir erst auch nicht weiter, aber ein deutsches Ehepaar fing an Toni einen Weg zu erklären. Als sie aber nach zehn Minuten mehr um das Thema wie viele Sterne der besagte Campingplatz hatte kreisten, stellte sich heraus, dass sie dachten wir suchten einen Campingplatz und Toni dachte, sie erklärten uns den Weg zum nächsten Gasflaschen Laden. Nun um es kurz zu machen, nach den von Toni benannten Ecken suchen wir immer noch, der Grill wurde wieder zusammen gepackt und wir grillen in der Pfanne unserer Bordküche.

Von der letzten etwas größeren Stadt aus, wo bei Groß hier auf der Insel immer relativ ist, führte uns eine kleine enge Straße durch noch kleinere enge Dörfer in Richtung des hohen felsigen Bergzuges, der zwischen uns und der Südküste der Insel stand. Nach kurzer Zeit standen wir vor dem Tunneleingang, dessen einspuriger Verkehr zum Glück mit einer Ampel reguliert wurde. Vor uns standen noch ein paar Einheimische, die ziemlich skeptisch zwischen dem schmalen Eingang und unseren großen Fiat Ducato hin und her schauten. Ich stieg aus und musste erst mal schlucken, als ich in den langen, schmalen und nur grob behauenen Tunnel blickte. Es sah mehr wie ein Bergwerksstollen, denn wie eine befahrbare Straße aus.

Es wurde grün, wir hielten den Atem an und Toni fuhr konzentriert los. Ganz am Ende sah man ein kleines Licht und es war zumindest klar, dass da auch wieder ein Ausgang war. Ob wir den erreichen würden, stand noch in den Sternen. Ich duckte mich bei jedem größeren Felsbrocken, der von der Decke weiter herunter stand als die anderen – war mir in dem Moment aber nicht bewußt dass ich ja im Auto saß und meine Druckerei nicht viel helfen würde. Aber es lief gut. Obwohl ich ja nicht selbst nicht fahren musste, flatterten meine Nerven. Auf halber Strecke überlegte ich, ob ich den wohl an Klaustrophobie litt, verdrängte diesen Gedanken aber schnell wieder, weil er in der Mitte dieses langen Tunnels mit hunderten von Metern Gesteinsmassen über mir, zu keiner sinnvollen Erkenntnis führen würde. (Anmerkung der Redaktion: Liebe Freundin in Berlin, den Tunnel lassen wir wir unserer nächsten Road Show 50Plus aus!)

Als wir die letzten paar Hundert Meter vor uns hatten, hatte ich den Eindruck als würde sich die auf der anderen Tunnelseite wartende Autokolonne in Bewegung setzen. So ganz scheint das mit der Ampel nicht zu funktionieren, oder wir waren gegenüber der statistisch berechneten Transferzeit einfach zu langsam. Aber da der Tunnel steckerlgerade war, merkten die Autofahrer, dass es noch nicht an ihrer Zeit war. Bis wir ankamen, waren sie schon wieder zurück gestossen und machten uns den Weg frei. Wir können froh sein, dass uns das nicht in Italien passiert ist. Denn die Italiener hätten die rote Ampel sowieso genbedingt ignoriert und uns in Mitte Erde zu einem verbalen Streitgeschrei gezwungen. Wobei wir aufgrund der Enge des Tunnel noch nicht mal aus unserem Wohnmobil steigen hätten können, um sie mit unserer Körpergröße zu beeindrucken. Uns fiel ein Stein vom Herzen, als wir wieder das Tageslicht erblickten und den Tunnel ohne Schrammen hinter uns gebracht hatten. Ein Hoch auf den souveränen Kapitän Toni.

Auf der hoch oben gelegenen, schmalen aber immerhin asphaltierten Küstenstraße, wurde jedes entgegenkommende Auto ein Problem. Unser Glück war nur, dass herkömmliche Wohmobile gar nicht durch den Tunnel passen, so dass alle anderen Autos tendenziell eher kleiner als wir waren.

Jetzt mussten wir nur noch den Campingplatz finden.

2 Thoughts on “Licht am Ende des Tunnels

  1. Christine on September 2, 2017 at 8:46 pm said:

    cooles Foto im Tunnel!

  2. Honey,
    ick bin doch in einer expositionstherapie und da MUSS ich allen tunneln dieser welt in ihre dunkle roehre gucken, ohne zu erbleichen! Also therapeutisch (und dramaturgisch, s.50+roadmovie oder auch „joko+klaas“{ die du nicht kennst, weilde nie tv guckst}) sollten wir unbedingt fisch+tunnel mit einplanen)
    Dit is frauenpower!
    C

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