Hatte ich schon erwähnt, dass unser Container 6-8 Wochen von Bad Aibling nach Californien unterwegs ist? Nun ja, er muss ja auch den halben Erdball umrunden.
Eingeschifft wurde er in Bremerhafen, dann geht es über den Atlantik, voraussichtlich durch den Panamakanal (oder wenn es eine Billigpassage ist, um das gefürchtete Kap Horn) in den Pazifik nach San Francisco und von dort mit dem LKW zu uns. Zumindest ist das mal der Plan.
Laut internationalem Seerecht dürfen Containerschiffe bei schweren Stürmen auf hoher See bis zu 30% Ihrer Fracht über Bord werfen, um ein Sinken des Schiffes zu vermeiden.
Unser Spediteur meinte zuversichtlich, dass ihm das im Laufe seiner Karriere erst einmal passiert ist und wir uns keine Sorgen machen sollen.
Nachdem ich beim Packen gesehen habe, wieviel Zeug wir haben, frage ich mich, ob so ein Sturm nicht eventuell sogar ein Segen wäre. Aber ich will mal nichts verschreien. Außerdem freue ich mich schon sehr auf unser Salatbesteck und den Staubsauger – wer hätte das jemals gedacht.
Ach ja, unsere Testnacht auf der großen Gästeluftmatratze verlief zufriedenstellend. Nicht ganz optimal, aber immerhin besser als im Temporary Housing von der Matratze verschluckt zu werden. Wir beschließen unsere Sachen zu holen und ab sofort hier zu wohnen.
Zu dem durften wir im Vorfeld ein paar Kartons mit den wichtigsten Sachen, wie Klavier, Ukulele und Reiskocher, Thermomix, Picknick-Rucksack, Dusch- und Handtüchern sowie ein paar Klamotten per Luftfracht schicken.
Eine Kollegin von Toni hat uns außerdem einen Tisch mit drei Stühlen geliehen. Da die Küche voll ausgestattet ist und amerikanische Wohnungen den Luxus eingebauter Schränke haben, kann unser Happy Camping Experiment starten.

Frühstück auf Umzugskartons
Hin und wieder muss man etwas improvisieren, aber im Großen und Ganzen klappt es ganz gut.
Lediglich Tisch und Stühle zwischen Wohnzimmer und Balkon hin- und her zu tragen nervte etwas. Aber unsere gegenüber wohnenden Nachbarn, ein nettes junges Pärchen mit Baby bekommt es mit und sie leihen uns Campingtisch und -Stühle für den Balkon. Jetzt steht unserem Glück nichts mehr im Wege.
Wir stellen allerdings fest, dass es hier nicht üblich zu sein scheint, auf dem Balkon zu Essen oder gar zu sein. Mit Ausnahme der zwei Katzen von den Nachbarn, haben wir bisher noch nie jemanden auf dem Balkon gesehen. Vielleicht ist es ja wie in Italien. Da habe die Leute dauernd schönes Wetter, so dass sie eher den kühlen und geschützten Innenraum ihrer Wohnungen vorziehen.

Kein Balkontisch – kein Problem mit dieser schönen Tischdecke!
Nach der zweiten Nacht auf unserer Gästematratze haben wir den Trick langsam raus.
Reinlegen, auf dem Rücken schlafen und bis zum Morgen nicht mehr bewegen. Mit diesen Regeln wird die nächste Nacht schon besser, auch wenn es sich nicht immer so durchhalten lässt.
Sobald einer aufsteht, versinkt der andere auf seiner Seite in der Matratze. Beim Zurückkommen muss man sich sehr vorsichtig ins Bett gleiten zu lassen, sonst schleudert es den Mitschläfer regelrecht aus dem Bett. Warum die Matratze am nächsten Morgen immer fast am Schrank anstößt, haben wir noch nicht ausgekommen. Kakerlaken, die nachts die Matratze mit uns drauf singend durch das Zimmer transportieren, schließen wir aus.
Wunderschöner Blick vom Balkon – da kann man es aushalten – und vielleicht schafft ihr es ja, eure Nachbarn zu überzeugen, dass es auch ein Leben außerhalb des Wohnzimmers gibt – zumindest bis die Sommerhitze einsetzt 😉
Ach wir sind ganz froh, dass es nicht so isst. Die größtenteils asiatischen Nachbarn haben mit frischer Luft nicht viel am Hut und die Sonne scheinen sie gar nicht zu mögen. Uns ist das ganz recht, dann geht es auch am Pool nicht so zu. Wir haben ihn nämlich schon als unseren „eigenen“ in mentalen Besitz genommen und merken, dass es uns stört, wenn auch andere reingehen. Bisher ist es hauptsächlich ein kleiner russischer Junge, der durchgehend lautstark intensive englisch-russische Selbstgespräche führt und sein Opa, der ab und an einen russischen Kindererziehungsbefehl von sich gibt.