Das trübe Wetter und der noch trübsinnigere Campingplatz an der Küste halten uns nicht und wir ziehen weiter. Unser erstes Ziel ist der Badeort Etretat hier bewundern wir die durch Meer und Wind geformte Steilküste und den malerischen Badeort.
   Dann geht es weiter nach St. Malo, wo Toni das in seiner Erinnerung riesige Gezeitenstauwerk (Stromgewinnung unter Ausnutzung von Ebbe und Flut) nach 30 Jahren wieder sehen will.
Obwohl wir davor standen, hätten wir es beinahe nicht gesehen. Toni war dann auch ein bisschen enttäuscht, da er es so riesig in Erinnerung hatte, es aber aus der jetzigen Perspektive und eben dreißig Jahre später einfach nur wie eine normale Staustufenbrücke aussah. Dafür haben wir die sich hebende Straße gesehen, die vorbeiziehende Segler ins offene Meer hinauslässt.

Das Felsenkloster auf einer Insel im Meer „St. Michel“ ist unser nächstes Ziel und wir finden ganz in der Nähe einen schönen Campingplatz mit geheiztem Pool. Solche scheint es an der Küste sehr oft zu geben und lässt weitreichende Schlüssen bezüglich der Wasser- und Lufttemperatur zu. Der gut gepflegte Campingplatz besteht hauptsächlich aus Mobilehomes, was sich sehr positiv auf das neue und sehr saubere Waschhaus auswirkt. Wir hüpfen erstmal in den warmen Pool, lassen es uns gut gehen und beschließen hier zwei Nächt zu verbringen und uns das Kloster am nächsten Tag anzusehen. Die erste Nacht war zu Beginn etwas stressig, da unsere zwei Nachbarn mit ihren Kleinkindern und ihrem Geschrei den ganzen Platz beschallten. Wir waren uns nicht ganz einig ob die Eltern soviel schrien weil die Kinder schrien, vermuten aber fast, dass es umgekehrt war. Unsere Erleichterung war uns anzusehen als die zwei Flodderfamilien am nächsten Tag lautstark mit Kind und Kegel abreisten. Neben uns wurde noch ein sehr hübscher Stellplatz unter einem Apfelbaum frei, den wir ganz schnell bezogen.   Man kann einen Tag auch wunderbar mit Lesen, Gitarrespielen, Jonglierübungen und Baden verbringen. Gegen Abend sind wir dann mit dem Fahrrad an einem Damm entlang zum Kloster geradelt. Die späte Stunde hatte den Vorteil, dass man auch über die Brücke bis hin zum Kloster radeln konnte. Das beeindruckende, aber auch durchaus bedrohlich wirkende Kloster ist über den ganzen Felsen gebaut und die vermutlich früheren Handwerkerhäuschen wurden in Geschenkläden und Restaurants umgebaut. Wenn man die dunklen, verwinkelten Stufen auf und ab läuft kann man sich das frühere Leben der Mönche durchaus vorstellen. Es hat so einen morbiden Charme wie das Kloster im Film „Der Name der Rose“ und die kreischenden Seevögel, die die Spitze des Kirchturms umkreisen klingen eher wie Galgenvögel.  
Als wir nach einer sehr stufensteillastigen Tour durch das Kloster wieder vor dessen Toren standen, war der Zufahrtsweg vorm Kloster nur noch halb so breit. Die einsetzende Flut hatte diesen bereits erreicht und auch der Haupteingang stand schon unter Wasser. Toni hatte das zum Glück vorausgesehen und unsere Räder an der höchsten Stelle geparkt. 

  

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