Burning Island und Notfall-Nudeln

Nein, das ist kein Jonny Cash Gitarrenstück. Dabei hatte es so gut angefangen! Wir sind früh aufgewacht, haben Semmeln geholt, Stehfrühstück gemacht, noch ein bisschen Geld gewechselt und schon waren wir auf dem Weg nach Split. Ein Name, den man bei uns mehr mit einem Vanille-Steckerleis mit Mangoüberzeug verbindet, als mit einer geschäftigen Hafenstadt. Von hier aus startet unsere Autofähre zur Insel Hvar. Trotz zähem Innenstadtverkehr schaffen wir es noch die elf Uhr Fähre zu erwischen und freuen uns wie Schnitzel.

Wir sind erst eine knappe Seemeilen vom Hafen entfernt, als Toni eine hohe dunkle Rauchsäule entdeckt. Wir können Sie nicht so genau zuordnen, da die Insel Brac noch den Blick auf die Insel Hvar verdeckt. Aber wir gehen zuversichtlich davon aus, dass es sicher auf Brac brennt und das betrifft uns ja nicht.

Als wir dann an Brac vorbei sind und auf Hvar zusteuern wird klar, das nicht Brac, sondern unsere Ferieninsel brennt. Links der Hafenstadt Starigrad ist an der felsigen Küste über mehrere Hundertmeter die Macchia (Büsche und niedrige Bäume) in Flammen aufgegangen. Teilweise sieht man noch wie die Flammen dem Himmel entgegen lodern. Der Rauch verteilt sich über die ganz Bucht, während unsere Fähre fast schon Schlagseite hat, weil natürlich alle – wir auch – mit ihren Handy’s das Flammeninferno von Steuerbord aus photographieren. Katastrophentourismus par excellence.

Aber es sieht schon beeindruckend aus, wie drei Löschflugzeuge und zwei Hubschrauber der Reihe nach immer wieder Wasser aus dem Meer aufnehmen und über den Brandherden ablassen. Während Toni photographiert, versuche ich ergebnislos unseren Campingplatz anzurufen. Bei der weiteren Suche im Internet lese ich, dass Camp Vira (natürlich der Camping den wir gebucht haben) am Montag Morgen (also heute) evakuiert wurde. Super, fängt ja schon wieder toll an. Aber da wir an der Inselseite an der unser Camping liegen müsste keine Rauchwolken aufsteigen sehen, beschließen wir uns erst mal einen eigenen Eindruck zu verschaffen. Gebannt starren wir auf und in die entgegen kommenden Autos und Wohnmobile. Wir entspannen uns langsam als wir beruhigt feststellen, dass die weder rußgeschwärzt sind, noch deren Insassen wie auf der Flucht vor einer Flammenhölle aussehen. Soweit scheint alles in Ordnung und wir setzten unseren Weg fort. Die Evakutinsnachricht aus dem Internet ist entweder falsch oder aus dem letzten Jahr.

Unser Camping liegt ruhig und sonnig oberhalb einer wunderschönen türkis-blauen kleinen Bucht. Die großen Stellplätze sind terrassenartig angelegt und größtenteils mit schattenspendenden Bäumen bepflanzt. Die Begrüßung an der Rezeption hat eher einen kommunistisch anmutenden Charme. Auf die Frage nach dem Feuer zuckt die junge Frau noch nicht mal und ignoriert sie höflich. Im Ton eines russischen Oberleutnants der keine Widerworte duldet erklärt sie mir mit harter Stimme: Hier ist Supermarket sie kaufen ihre Brot, dort ist Waschmaschine, sie dort ihre Wäsche waschen – ok, damit können wir leben.

Wir sind von dem im Vorfeld gebuchten Platz angenehm überrascht. Er ist ziemlich groß und wir haben von oben einen schönen Blick auf das Meer und die gegenüber liegende Buchtseite. Der Kiesstrand und das klare Meerwasser sind nur ein paar Gehminuten entfernt.

Wir sitzen an unserem Campingtisch, die Sonne scheint, ein angenehmer lauwarmer Wind streicht uns über die Haut und wir blicken selbstvergessen (oder eher im Hunger Delirium) auf das blaue Meer.

Im Wissen, endlich im Urlaub angekommen zu sein, genießen wir die von „Chef du Camping Cusine“ Toni zubereiteten Notfall-Nudeln (gefüllte Fertignudeln, durchaus akzeptabel) von Feinkost Aldi. Der Urlaub kann beginnen!

Kommentar verfassen

Post Navigation