Es ist ein sonniger Freitag Vormittag und ich sitze, figurfreundlich bei einem „Iced black coffe“, an einem der schiefen und klebrigen Tische des Big Basin Cafés.

Das Cafe ist der morgendlich In-Treff von Saratoga. Geschäftsleute trinken einen

schnellen Espresso während sie ihre E-Mails checken, Studenten, Schüler vergleichen bei einem ersten Coffee Latte ihre Hausaufgaben und die bereits in aller Früh schick herausgeputzten Hausfrauen treffen sich zu einem Vormittagsplausch. Ich staune, so putze ich mich höchstens heraus, wenn wir schick ausgehen. Aber gut, andere Länder, andere Sitten.

Ok, das ist jetzt keine der schicken Muttis

Die noble Klientel scheint allerdings kein wirklicher Grund dafür zu sein, das Cafe sauber zu halten. Ich bin immer wieder erstaunt, wie schmuddelig es ist. Aber da es in anderen Lokalen nicht viel besser ist, drängt sich mir der Verdacht auf, dass das hier normal ist. Ich bin wahrscheinlich auch die Einzige, die sich ihren Tisch zuvor mit einem feuchten Taschentuch abwischt.

Man erkennt schnell, das dass MacBook Air das meistverkaufteste Notebook zumindest hier im Valley ist. Niemand scheint ohne aus dem Haus zu gehen und jeder wirkt absolut busy (wichtig/beschäftigt). Aber ich darf nicht lästern. Auch ich sitze mit meinem iPad hier und tippe souverän vor mich hin.

Es ist noch angenehm warm, am Straßenrand parken, neben den normalen Upper class Autos, ein roter Ferrari mit offenem Verdeck und gleich dahinter ein alter grüner Military Jeep mit kleiner amerikanische Flagge. Die dazugehörigen Besitzer genießen bei ihrem morgendlichen Männergespräch entspannt ihren Cappucchino. Der eine in ausgewaschenen, fransigen, kurzen Jeans mit schlabbrig buntem Peace T-Thirt und mehr als Dreitage-Bart und der andere sonnengebräunt in eleganten Bermudas, Ralf Lauren Polo-Shirt, Baseball Cape und Louis-Vuitton-Badeschlappen. Man darf kurz raten, wem welches Auto gehört.

Die gesamte Szenerie rundherum fühlt sich an, wie in diesem amerikanischen Movie „Die Frauen von Stepford“. (Ehepaar zieht in eine Gated Community (bewachte Wohnsiedlung). Überrascht stellen sie fest, dass in dem Ort in meisten Ehefrauen ihre traditionelle Rolle ohne Widerspruch akzeptieren. Die Männer treffen sich regelmäßig im Club und Walter erfährt von den anderen Ehemännern, dass sie ihre echten Frauen in Cyborgs umgewandelt haben und ihre Gehirne wie Roboter steuerbar sind. Walter zerstört die Zentrale, die die Cyborgs steuert, was den Frauen ihren freien Willen zurückgibt. Die Frauen übernehmen die Macht im Ort und lassen ihre Männer die Hausarbeit erledigen. US-amerikankische Filmkomödie von 2004)

Aber nun wieder zurück ins Big Basin Cafe. Eben walkt eine ältere, sehr dünne Dame, der man ihren lebenslangen Essenverzicht vor allem im Gesicht ansieht, mit fünf ebenso hässlichen kleinen Hunden an der Leine an mir vor bei. „Keep walking, keep walking, keep walking“ (Weitergehen, weitergehen), murmelt sie den Vierbeinern zu. Spontan denke ich an eine Dog Walkerin, eine professionelle Hundeausführerin. Aber wahrscheinlich sind es ihre eigenen.

Erst gestern sah ich eine sehr schicke, junge Frau, perfekt manikürte Fingernägel, mit spitzen Fingern und super gelangweiltem Blick ihr Handy checkend auf einer der Parkbänke sitzen. Neben ihr – auf der Bank – ihr riesiger, ebenso so perfekt gestriegelter schicker Riesenhund. Ein Anblick für Götter.

Mir scheint, dass die Männer hier ihren Frauen Hunde schenken, damit diese (die Frauen) nicht so alleine sind, während sie (die Männer) die Dollars für die täglichen Beauty Salon Termine ihrer Frauen verdienen, ihrem Business und „sonstigen“ Interessen nachgehen. So langsam erschließt sich mir, dass die Serie „Deperate Housewifes“ keine reine Erfindung, sondern vermutlich die harte Realität vieler reicher Frauen hier ist.

Es ist nett, wenn man einfach nur da sitzt und den vorbei gehenden und vorbei fahrenden Leuten zusieht. Mütter in ihren riesigen blitze blank geputzten SUVs, die ihre Kids in den umliegenden Schulen abgeliefert haben (und sich dann von dem Stress im Big Basin Cafe erholen). Große Pick-ups mit diversen Gartengeräten auf der Ladefläche werden meist von Mexikanern gefahren, die in den umliegenden Hügeln die Parkanlagen der großen Villen pflegen.

Fairerweise muss ich erwähnen, dass auch die Anlage in der wir wohnen regelmäßig von einen mexikanischen Team gepflegt wird. Aber ohne würde es wahrscheinlich nicht so schön aussehen. Am liebsten sind die Jungs mit den Laubbläsern unterwegs und man kriegt alleine vom Zuschauen eine Vogel. Haufenweise Lärm und dann müssen sie die Blätter doch mit dem Besen aufnehmen. Aber wahrscheinlich fühlen sie sich beim Blätter blasen wie Arnold Schwarzenegger, wenn er die Bösen bekämpft.

One Thought on “Big Basin Cafe

  1. Wie gerne würde ich da mit dir sitzen und richtig schön ablästern 😀

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