Wir kommen noch bei Tageslicht auf dem Wohnmobil-Stellplatz nahe dem Berliner Flughafen Tegel an. Entgegen unserer Erwartungen sind der Platz und das Waschhäuschen wirklich sehr sauber. Die Stellplätze dagegen sind etwas schmal, was aber bei Stadtstellplätzen eher üblich ist und Lara schläft nur wenig begeistert im Wohnmobil. Normalerweise hat sie mit dem Zelt ihr eigenes kleines Reich und wird von unserem Schnarchen nicht gestört.

Die Rezeption wird von einem Berliner Original gemanagt. Der hübsche junge Mann, der sicherlich auch am Christopher-Street-Day teilgenommen hat, gibt engagiert und ausführlich Auskunft zu jedweder Frage (und auch zu Fragen, die noch nicht gestellt wurden).

Türschloss vom Campingplatz …

Da wir unsere Urlaubsentspannung nicht dem Großstadtrubel opfern wollen, haben wir für Berlin nur einen Tag geplant. Ideal für diese Riesenstadt sind 3-5 Tage.

Wir stellen also den Wecker und sitzen bereits um kurz nach neun in der S-Bahn Richtung Zentrum. Idealerweise ist es genau die Linie, die an den Sehenswürdigkeiten liegt, die wir ansteuern.

Im Sony Center starten mit einem Blick nach oben zur gelungenen Dachkonstruktion. Gegenüber rasen wir mit dem schnellsten Aufzug Europas in weniger als 20 Sekunden in die im 24. Stockwerk gelegene Aussichtsplattform am Potsdamer Platz. Hier versteht man, was mit einem Elevator Pitch gemeint ist.

Vor uns liegt das unendliche Berlin im 360° Panorama. Der ideale Ausgangspunkt, um sich erst mal von oben in der Stadt zu orientieren. Wir sehen das Holocaust Denkmal, links davon das Brandenburger Tor und rechts die Rückfassade des bekannten Adlon Hotels. Wenig später marschieren wir dort selbst vorbei und flanieren „Unter den Linden“, dem Prachtboulevard Berlins, zur nächsten U-Bahn Station.

Dirk, ein guter Freund von uns, der mit seinem www.pantastico.de (latinamerican gourmet streetfood) an der Spitze der Berliner Street-Food-Szene mit mischt, hat uns einen Besuch des türkischen Wochenmarktes im berüchtigten Stadtteil Kreuzberg empfohlen. Bereits am heruntergekommenen Ausstieg „Cottbuser Tor“ ist klar, dass wir die Edelgegend hinter uns gelassen haben und jetzt auf uns alleine gestellt sind. Kreuzberg war vor der Wende nahe an der Mauer gelegen und daher eher eine Wohngegend für sozial Schwächere. Aufgrund der vielen ehemaligen türkischen Gastarbeiter reiht sich ein Dönerladen neben den anderen. Abgelöst werden sie nur von Kofferläden und solchen, in denen man prinzenähnliche Gewänder zur Beschneidungszeremonie für den männlichen Nachwuchs kaufen kann.

Auch den Gestalten die uns so entgegen kommen, egal ob türkisch, deutsch, oder sonst was, möchte man nicht unbedingt in der Nacht begegnen. Lara kommt mit dem Schauen gar nicht mehr nach. So ein vielfältiges oder schräges Publikum ist ihr trotz ihrer vielen Reisen noch nie begegnet.

Am türkischen Markt angekommen, tauchen wir in das Gewimmel ein und orientieren uns an den verschiedenen Düfte von dicken Büscheln frischer Minze, frisch gebackenem Fladenbrot und den diversen Essenständen. Toni probiert echten türkischen Mokka, der in einem heissen Sandbecken erhitzt wird. Lara und ich genießen eine Minz-Limonen Limonade. Etwas weiter stärken wir uns mit einem klassischen Börek. Die endlos aneinander gereihten Stände lassen keine Wünsche offen. Ob man nun Gemüse, Obst, handgebundene Toilettenbürsten oder bunte Stoffe kaufen möchte, hier gibt es alles. Toni ersteht eine Tüte frischer Chillis, die allerdings von einem Hofgut aus dem Berliner Umland stammen.

An einem Stand für Rolleis, sehen wir zu, wie der Verkäufer aus ein paar Erdbeeren, Erdbeersaft und einem OREO-Keks ein Eis zaubert. Mit zwei Maurer-Spachteln zerkleinert und zerdrückt er die Zutaten. Immer wieder zerhackt er die Masse, bis die Zutaten ganz fein vermengt sind. Dann streicht er sie auf einer geeisten Stahlfläche quadratisch aus und schiebt mit dem Spatel fünf Eisrollen zusammen. Es schmeckt super lecker und wir erfahren, dass diese Zubereitungsmethode früher üblich war.

Am Abend sind wir hier in der Gegend noch mal zum Original Döner essen mit Dirk verabredet. Zuvor wollen wir aber noch mal in die Stadtmitte zurück und uns den Hackeschen Markt, die Fünf Höfe mit ihren netten Handwerksläden ansehen.

Außerdem steht noch der obligatorische Currywurst Stopp bei Konnopkes, der ältesten Currywurstbude Berlins. Idyllisch auf einer Verkehrsinsel unter der U-Bahn Brücke gelegen, tost der Berliner Verkehr rund herum. Wenn man vormittags oder um die Mittagszeit hingeht, dann sieht man die einheimischen Handwerker dort ihre Mittags-Curry-Wurst Essen. Man könnt es auch die Leberkäse Semmel der Berliner nennen.

In der Friedrichstraße bleiben wir aber erst Mal im Kaufhaus Dussmann hängen. Während Toni und Lara in Büchern und Notenheften schwelgen, habe ich mich zu einer kleinen Pause in das Cafe im Untergeschoss zurück gezogen. Das in in gold-grün-braun gehaltene und in gedämpftes goldenes Licht getauchte Ambiente ist eine wahre Oase der Erholung. Eine der Wände, die offen bis ins oberste Stockwerk reicht ist wie ein hängender Wassergarten gestaltet, der in ein bepflanztes Fischbecken mündet. Ich genieße einen Cafe Creme und eine Zitronen-Bisquit-Torte und lausche dem Wascherplätschern. Danke an meine liebe Freundin Carmen, die mir im März dieses wunderbare Plätzchen gezeigt hat.

Für einen Tag haben wir viel geschafft, auch wenn es nur ein Bruchteil dessen ist, was Berlin zu bieten hat. Aber der nächste Berlin-Tripp ist in Planung…

One Thought on “Berlin, Berlin, …

  1. Das mit dem Roll-Eis ist ja total faszinierend!

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